die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Senftenberg. Der Senftenberger Anz. schreibt: Unser Totengräber hat weder Kartoffeln gestohlen noch sich erhängt. Die Geschichte kann, wenn sie überhaupt wahr ist, nur in Senftenberg in Böhmen passiert sein; denn unser Totengräber ist wohl und munter und macht solche Sachen nicht.
Im Schützenhause sind die Kanalisations- und Malerarbeiten jetzt in der Hauptsache beendet. Unser städtisches Etablissement hat durchgreifende Verbesserungen erfahren, manche früher viel beklagten Uebelstände sind völlig beseitigt worden [Es folgen umfangreiche Schilderungen der Maßnahmen]….Es ist erfreulich, daß die städtischen Behörden im allgemeinen Interesse die nicht unerheblichen Kosten für diese Aenderungen und Verbesserungen bewilligt haben. Unser Schützenhaus, das erste Vergnügungsetablissement unserer Stadt, wird sich jetzt wieder würdig repräsentieren.
Eisenbahnunglück bei Wellmitz.
Ein schweres Eisenbahnunglück, hervorgerufen durch den Zusammenstoß zweier Güterzüge, ereignete sich in letzter Nacht bei Wellmitz. Die uns hierüber zugegangene amtliche Meldung, die wir heute morgen durch Extrablatt verbreiteten, lautet: Vergangene Nacht 1 Uhr überfuhr in Wellmitz der Eilgüterzug 6055 das Hauptsignal und fuhr auf den Güterzug 7793 auf. Der Hilfsbremser Bresinsky aus Tzschetzschnow ist tot. Lokomotivführer Simon, Heizer Rudolph aus Berlin und Packmeister Kitzler aus Breslau sind schwer verletzt. Die Lokomotive und 12 Wagen sind zertrümmert. Der Betrieb ist auf beiden Gleisen auf 8 Stunden gesperrt. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Ein Mitarbeiter an unserer Zeitung, der sich heute morgen an die Unfallstelle begab, berichtete folgende Einzelheiten: Gleich nach Bekanntwerden des Unglücks wurden Hilfszüge aus Guben und Frankfurt a.O. mit Mannschaften entsandt. Er erste Hilfszug aus Guben traf gegen 2 Uhr, ein zweiter Hilfszug aus Frankfurt a.O. gegen 2 ½ an der Unfallstelle ein. Mit einem dritten Hilfszug, der nach 2 Uhr aus Guben abgelassen wurde, erschien Herr Sanitätsrat Dr. Funck an der Unfallstelle. Weitere Aerzte waren nach Mitteilungen eines Eisenbahnbeamten in der Nacht nicht aufzutreiben. Inzwischen langte auch die Feuerwehr und mit ihr der Bahnarzt Herr Dr. Rommel aus Neuzelle ein.
Da ein Eingreifen der Feuerwehr nicht erforderlich war, rückte sie wieder ab. Die Unfallstelle liegt direkt an der Volkholzschen Stärkefabrik; sie bietet ein Bild wüster Zerstörung. Nach den Ermittlungen fuhr der Eilgüterzug 6055 auf den rangierenden Güterzug 7739 mit großer Heftigkeit auf und schob vier Güterwagen derart ineinander, daß das Ganze nur noch ein chaotischer Haufen ist. Der Lokomotivführer des Zuges 7739 soll den Zusammenstoß vorausgesehen und mit Volldampf vor dem einfahrenden Eilzug geflüchtet sein. (Der Bericht wird am 16. Oktober 1910 fortgeführt.)
Fundgegenstände. In der Zeit vom 3.Aug. bis 12.Oktober cr. sind nachstehende Gegenstände in der Fundsammelstelle Markt 12 abgeben worden: 5 Portemonnaies mit Inhalt, 4 Stück Geldscheine, 1 Paket Kinderkleidungsstücke, 1 Frauenumhang, 1 Seidenstoff, 1 Fahrradschlauch, 1 Schürze, 1 Frauenbluse.
Die Ausstellung für Säuglingspflege und Tuberkulosebekämpfung ist auch morgen, Sonntag geöffnet. Man versäume die Besichtigung nicht, sie ist überaus lehrreich und liegt im Interesse aller heranwachsenden und erwachsenen Volksgenossen. Die Besuchszeiten sind aus den Anzeigen und Plakatanschlägen zu ersehen.
Der Besuch des Eichwaldes zwischen Schenkendorf und Riemitzsch hat in letzter Zeit derart zugenommen, daß er für die Forstaufsichtsbeamten lästig wird. Der Verkehrsverein macht im heutigen Anzeigenteil darauf aufmerksam, daß das Wäldchen als forstliskalisches Gebiet nicht uneingeschränkt zugänglich ist und daß Vereine, Schulklassen usw. die Erlaubnis zum Aufenthalt in dem Walde bei der zuständigen Försterei vorher einzuholen haben.